
Autofreie innenstädte werden von vielen Menschen lautstark gefordert, da sich die Erwartungen an den städtischen Raum geändert haben. Die Menschen wünschen sich mehr Aufenthaltsqualität mit schattenspendenden Bäumen, Sitz- und Ruhemöglichkeiten, Außengastronomie sowie Platz, um entspannt zu Bummeln. Warum sieht die Realität in vielen Innenstädten noch ganz anders aus? Versiegelte Flächen, starker Verkehr, schlechte Luft und parkende Autos laden nicht zum Verweilen ein. Ein Blick auf Konzepte für Städte ohne Autos macht die Herausforderungen und Erfolgsfaktoren sichtbar.
Autofreie Städte Pro und Contra
Innenstädte entspannter und klimafreundlicher zu gestalten, hat viele Vorteile:
Aufenthalts- und Lebensqualität steigt: Mehr Platz, bessere Luft und weniger Lärm machen autofreie Innenstädte mit ihren Straßen und Plätzen schöner und angenehmer. Bewohnerinnen und Bewohner sowie Besucherinnen und Besucher können die öffentlichen Räume besser genießen und verbringen mehr Zeit draußen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Autounfälle und die Straßen werden sicherer, insbesondere für Kinder, ältere Menschen sowie Fußgängerinnen und Fußgänger.
Studie “Vitale Innenstädte” Alle zwei Jahre führt das Handelsforschungsinstitut IFH eine repräsentative Befragung zur Lebensqualität in deutschen Innenstädten durch. 68.451 Personen in 107 deutschen Städten wurden im Herbst 2024 befragt. Fazit der Anfang 2025 veröffentlichten Studie ist: “Von punktuellen Unterschieden abgesehen, kommt es den Besuchern und damit dem Querschnitt der deutschen Bevölkerung generationsübergreifend vor allem auf Aufenthaltsqualität, Besuchserlebnisse, Handel, Gastronomie und Vitalität an.”
Luftqualität wird verbessert und Lärmbelästigung sinkt: Ohne Autos sinkt die Luftverschmutzung erheblich, das ist gesünder und trägt zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Weniger Autos bedeuten auch weniger Verkehrslärm. Das steigert die Lebensqualität in der Stadt.
Mehr Platz für die Menschen, die zu Fuß gehen und Rad fahren: Parks, Gehwege und Radwege können ausgebaut werden, wenn Autos den Platz freigeben. Das fördert gesunde und umweltfreundliche Mobilität.
Förderung von Nachhaltigkeit: Städte ohne Autos begünstigen den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln, Carsharing-Modellen und anderen umweltfreundlichen Verkehrsmitteln.
Neben den vielen Vorteilen gibt es natürlich auch Herausforderungen für autofreie Innenstädte:
Widerstand der Bevölkerung: Wer sich an das Auto als Hauptverkehrsmittel gewöhnt hat, tut sich manchmal schwer mit Veränderungen. Auch Inhaber und Inhaberinnen von Geschäften und Unternehmen sind häufig skeptisch, weil sie Kundeneinbußen vermuten.

Verkehrsprobleme außerhalb der Stadt: Wird die Infrastruktur nicht angepasst und der ÖPNV nicht ausgebaut, verschieben sich die Verkehrsprobleme auf die Vororte und Stadtgrenzen. Hier können durch schlecht geplante Umfahrungen neue Knotenpunkte entstehen, mit besonders hohem Verkehrsaufkommen.
Eingeschränkte Mobilität: Menschen mit eingeschränkter Mobilität müssen sich auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen können. Doch der ÖPNV erfüllt für Menschen mit Handicap nicht immer die notwendigen Standards.
Kosten für Infrastruktur: Autofreie Städte und Zonen müssen umgestaltet werden, um wirklich attraktive Aufenthaltsorte zu werden. Das erfordert erhebliche Investitionen in öffentliche Verkehrsmittel, Rad- und Fußwege und die Gestaltung des öffentlichen Raums.
Das Konzept hat also viele Vorteile in Bezug auf Umwelt und Lebensqualität, aber auch Herausforderungen, die gut durchdacht und mit geeigneten Lösungen adressiert werden müssen.
Autofreie Innenstädte in Deutschland bieten mehr Lebensqualität
Es gibt keine komplett autofreie Stadt in Deutschland, aber Innenstädte als Fußgängerzonen zu gestalten ist ein Konzept, das schon in vielen Städten umgesetzt wurde. Beispielsweise in Freiburg wurde die Innenstadt Anfang der 90er Jahre zur autofreien Zone erklärt. Seitdem wird eine konsequente Strategie verfolgt, den Autoverkehr zu reduzieren, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und Fahrradfreundlichkeit zu fördern, um die autofreien Gebiete noch zu erweitern. Heute gibt es in der Innenstadt Fahrverbote für Autos, wobei Lieferverkehr, Anwohnerinnen und Anwohner sowie öffentliche Verkehrsmittel Zugang haben. Breite Fahrradstraßen, ein sehr gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr, unattraktive Parkmöglichkeiten für Autos und die Umgestaltung öffentlicher Plätze haben das „Freiburger Modell“ zum Vorbild für andere Städte gemacht.



Ein Paradebeispiel für eine autofreie Innenstadt in Deutschland ist die HafenCity in Hamburg. Auch hier begann die Entwicklung 1990. Mehrere Bauetappen sind schon vollendet und bis 2030 soll ein vollständig nachhaltiges Quartier entwickelt werden, das Wohnraum, Arbeitsplätze und Freizeitmöglichkeiten verbindet. Die Straßen wurden so geplant, dass Fußgängerinnen und Fahrradfahrer vorrangig Platz haben. Der Anschluss an das U-Bahn-Netz, den Fährverkehr und an das Radwegenetz sind Schlüssel dieser autofreien Infrastruktur.
Autofreie Städte in Europa gehen mit gutem Beispiel voran
In ganz Europa gibt es erfolgreiche Beispiele für Innenstädte ohne Autos oder mit teilweise autofreien Zonen. Es geht darum, die Lebensqualität zu verbessern, die Luftverschmutzung zu verringern und die Nachhaltigkeit zu fördern. Beispiele für Konzepte, die diese Ziele erreichen, sind Zermatt, Helsinki, Madrid, Oslo und Gent.
Eines der ältesten Beispiele ist Zermatt. Schon seit 1961 ist die Stadt am Fuß des Matterhorns für den privaten Autoverkehr gesperrt. Besucher und Besucherinnen erreichen die Stadt mit dem Zug und bewegen sich dort mit Pferdekutschen, Fahrrädern oder elektrischen Fahrzeugen fort. Grund war von Anfang an vor allem der Umweltschutz, aber auch der Wunsch, den Charme des ruhigen Bergdorfes trotz wachsender Touristenzahlen zu bewahren.
Eine der bekanntesten autofreien Zonen Europas ist in Gent. Besonders beeindruckend ist hier die Umsetzung. Zwei Jahre lang wurden Vorbereitungen getroffen, doch umgesetzt wurden die Maßnahmen zur autofreien Innenstadt im Jahr 2017 an einem Wochenende. Ein ausgeklügelter Zirkulationsplan mit verschiedenen Zonen, die wie Pizzastücke aufgeteilt sind mit einer äußeren Ringstraße, sorgt dafür, dass der Verkehr konsequent aus der Innenstadt auf Umgehungsstraßen geleitet wird. Nur Einsatzfahrzeuge, Busse und Taxen dürfen direkt von einer Zone in die nächste wechseln. Alle anderen, die Auto fahren, müssen dazu immer über die Ringstraße fahren. Für die Fortbewegung in der Innenstadt ist es daher deutlich attraktiver, mit dem Fahrrad oder dem Bus zu fahren oder einfach zu Fuß zu gehen.
Das Ergebnis ist überwiegend positiv: Seit Einführung der Maßnahmen ist die Zahl der Besucher aus dem Umland gestiegen. Die Stadt verzeichnete einen Rückgang der Unfälle um 35 %. Der Autoverkehr nahm ab, während immer mehr Menschen auf das Fahrrad umstiegen. Entgegen den Erwartungen gab es auf der Ringstraße weniger Staus. Auch die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs sowie die Zahl der Fußgängerinnen und Fußgänger stiegen an. Infolgedessen konnte die Luftqualität um 25 % verbessert werden.
Überblick der verschiedenen Maßnahmen für das Konzept „autofreie Innenstadt“

Die Maßnahmen, um autofreie Innenstädte umzusetzen, ähneln sich. Um den Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn sowie Fahrrad zu erleichtern, wird in den ÖPNV investiert, das Radfahren durch bessere Radwege attraktiver gemacht und häufig auch Leihräder angeboten. Digitale Hilfen, wie die Klima-Taler App sorgen mit Gamification für zusätzliche Motivation, sich umweltfreundlich fortzubewegen. Die Klima-Taler App bietet darüber hinaus noch aktuelle Daten der Nutzerinnen und Nutzer, die bei der Neugestaltung der Innenstadt die tatsächlichen Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger direkt berücksichtigen, beispielsweise die Platzierung neuer Haltestellen und Fahrradparkplätze an den richtigen Orten.
Die Erfolgsfaktoren für autofreie Innenstädte im Überblick:
Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs
Wer das Auto stehen lässt, braucht die Sicherheit, weiterhin mobil zu sein. Deshalb ist ein zentraler Aspekt für eine autofreie Innenstadt ein attraktiver ÖPNV. Dazu gehört ein gut ausgebautes Netz mit strategisch guten Haltestellen, kurze Warte- und Umsteigezeiten sowie ein akzeptabler Preis.
Weg frei für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer:

Neben dem ÖPNV ist das Fahrrad eine beliebte Alternative – sofern das Fahrradwegenetz gut ausgebaut ist. Eigene Fahrradstraßen für mehr Sicherheit und Fahrkomfort haben sich bewährt. Auch eigene Ampeltaktungen, die Fahrradfahrern erlauben, die Kreuzung bei Grün vor den Autofahrern zu verlassen, machen das Radfahren entspannter. Mit einem einfachen Zugang zu Leih-E-Bikes wird der Einstieg und Umstieg aufs Fahrrad noch erleichtert.
Mehr Aufenthaltsqualität schaffen

Wenn der private Autoverkehr Platz macht für die Menschen zu Fuß und auf dem Rad, kann dieser öffentliche Raum wieder von den Bürgerinnen und Bürgern genutzt werden. Grünflächen, ansprechenden Sitz- und Ruhemöglichkeiten schaffen Orte der Erholung. Eine Umgestaltung bietet die Chance für nachhaltigeres Bauen und die problematische Versiegelung der innerstädtischen Flächen rückgängig zu machen.
Kommunikation mit der Bevölkerung
Bei allen Konzepten für autofreie Innenstädte hat es sich gezeigt, dass Menschen, die hier wohnen und arbeiten, einbezogen werden müssen. Bürgerforen und Beteiligungsverfahren sorgen dafür, dass die langfristigen Pläne immer wieder hinterfragt und an die Bedürfnisse der Beteiligten angepasst werden.


Klima-Taler App nutzen: Große Städte wie Aachen, aber auch kleinere Gemeinden wie Leer und Viersen nutzen die Klima-Taler App erfolgreich für ihre Klimakonzepte. Die App kann auf vielfältige Weise die oben genannten Maßnahmen unterstützen. Die Klima-Taler App motiviert die Bürgerinnen und Bürger auf spielerische Weise das Konzept für eine autofreie Innenstadt umzusetzen. Außerdem werden durch die Nutzung der App aktuelle Daten – natürlich anonymisiert – erhoben, die für die Gestaltung der verkehrsberuhigten Innenstadt wertvolle Informationen liefern.


Auch die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern kann auf vielfältige Weise erleichtert werden. Die Erfolge bei der gemeinsamen CO2-Einsparung werden durch die App sichtbar und können einfach auf der städtischen Webseite kommuniziert werden. Wichtige Termine, Maßnahmen und Angebote werden von den Verantwortlichen der Stadt einfach über die App per Push-Nachricht verbreitet, um die Bürgerbeteiligung zu stärken.


Fazit:Autofreie Städte tragen wesentlich zur Verbesserung des Klimas bei. Die Luftqualität wird verbessert, der Verkehrslärm verringert und der CO2-Ausstoß reduziert. Sie bieten eine höhere Lebensqualität, mehr Sicherheit und fördern umweltfreundliche Mobilität. Um Innenstädte ohne Auto zu erreichen, sind eine gute Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs, der Ausbau von Fahrradwegen und die Umgestaltung öffentlicher Plätze wichtige Maßnahmen. Die Klima-Taler App unterstützt dabei, indem sie durch Gamification das umweltfreundliche Verhalten der Bürgerinnen und Bürger fördert und wertvolle Daten für die Stadtplanung liefert.
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Wir freuen uns, Sie kennenzulernen und gemeinsam mit Ihnen die Potenziale der Klima-Taler App für Ihrer Kommune zu erkunden.
Sie erreichen Markus Schulz jederzeit unter markus@klima-taler.com