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Nachgefragt. Klima-Taler in Meiningen.

Meiningen David Reich
David Reich ist Klimaschutzmanager der Stadt Meiningen. Wir haben ihn zu seinen Erfahrungen zur erfolgreichen Einführung des Klima-Talers befragt:

Lieber David Reich, Sie haben dieses Jahr die Klima-Taler App in Meiningen eingeführt, wie sind die Reaktionen der Bürger*innen bisher auf das Projekt?

Leider habe ich persönlich noch gar nicht so viele Reaktionen eingefangen, außer wenn man im privaten Umfeld mit Freunden, Kollegen und Bekannten spricht. Hier sind nahezu alle vom Wettbewerbsprinzip begeistert und freuen sich, wenn man sich durch das Einlösen der Klima-Taler etwas gönnen kann. Kurzum würde ich ein durchweg positives Reaktionsverhalten vermelden wollen.

Wer möchte, kann eigene lokale Klima-Partner einbinden. Meiningen hat sich dafür entschieden und es sind schon viele Klima-Partner aus Meiningen auf dem Prämienmarktplatz präsent. Wie haben Sie das geschafft?

Wir haben uns Zeit genommen, persönliche Ansprachen mit für uns naheliegenden oder potenziell interessanten Unternehmen zu führen. Ein einfaches Anschreiben, eine Info-Mail ist vielleicht ein Türöffner, aber das persönliche Gespräch und die Vorstellung vor Ort, was eine Klima-Partnerschaft bedeutet, ist weitaus zielführender. Dabei hat uns unsere eigene Meiningen GmbH in Verbindung mit unseren Stadtwerken natürlich geholfen und Türen geöffnet.

Bäume pflanzen in Meiningen
Auch das gibt es in Meiningen. Obstbäume gegen Klima-Taler. Zur Abholung seines Baumes kam der meiningen Klima-Taler-Sammler Christian Kallenbach stilecht mit Fahrrad und passendem Anhänger.

Mehr Infos zu den Baumpflanzungen hier:

Zum Start erhalten alle Kommunen ein komplettes Marketingpaket mit Postern für Außenwerbung, Flyern für Bürger*innen und Händler und digitalem Dashboard für die städtische Website. Wie war Ihre Kommunikationsstrategie und wie haben Sie die Medien eingesetzt?

Wir haben mit unserer Meiningen GmbH einen Medienplan entwickelt und diesen dann über mehrere Monate gestreckt und umgesetzt. Der Fokus lag dabei darauf, dass wir nicht alle Materialien zu gleicher Zeit veröffentlichen, sondern sukzessive immer wieder Achtungspunkte setzen. So haben wir z.B. ab Juli erst die City-Flyer in Umlauf gebracht und im September zum Schulstart die Plakatierung vornehmlich in Schulnähe vorgenommen. Flankiert wurde dies durch Präsenz im Internet, den sozialen Medien oder durch Beiträge in diversen Printmedien der Stadt.

Was war aus Ihrer Sicht das wichtigste Kommunikationsmittel oder gäbe es etwas, das Sie sich darüber hinaus noch gewünscht hätten für den Launch der App?

Das wichtigste Kommunikationsmittel kann ich nicht benennen, den es macht einfach der Mix aus allen und vor allen Dingen hängt es auch an der Überzeugungskraft derer, die die App nutzen und Werbung für andere machen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda, das Teilen über soziale Kanäle im Freundeskreis, im Verein oder der Schulgemeinschaft usw. hat meines Erachtens den größten „Werbeeffekt“. 

Unsere Erfahrung ist, dass viele Kommunen begeistert sind von der Idee der Klima-Taler App, aber Sorge haben, dass das Projekt zu viel Zeit und Personal braucht. Wie ist Ihr Fazit bisher? Ist der Aufwand gut zu steuern?

Das kann ich nicht bestätigen, da ich dem Klima-Taler als „meinem Baby“ gerne Zeit gebe und diese auch für mich einplane. Klar haben wir am Anfang überlegt, wie wir strategisch vorgehen und Marketing für die App machen wollen, wen es bedarf und was notwendig erscheint. Neben mir war jedoch nur die Stabstelle für Digitalisierung und eine Kollegin aus der Meiningen GmbH damit vertraut. Nach Aufklärung der Führungskräfte und einige Abstimmungsrunden sind wir schnell ins Abarbeiten gekommen, weshalb ich gefühlt recht wenig Zeit investieren musste, zumal sich vieles verbinden und zeitlich synchronisieren lässt. Dazu ein Beispiel: Bin ich z.B. wegen Kommunalthemen auf Weiterbildung, erkläre und bespreche ich dort jedoch in Pausenzeiten den Klima-Taler. Das ist gar nicht schwer, weil sich alles in wenigen Minuten bei einem Kaffee erklären lässt… Und wenn man dadurch Mitstreiter*innen findet, die die App mit erklären, bewerben und im privaten Umfeld in die Welt tragen, dann ist der Zeitaufwand tatsächlich gering. Einzig die Aufklärung der Händler bzw. Partner erfordert Zeit. Hier war es so, dass ich pro Woche ca. ein Unternehmen aufgesucht habe und in gut 2-3 Stunden mal die App und das Partnerportal vorgeführt habe. (Anmerkung d. Red.: hier gibt es mittlerweile selbsterklärende „Partnerpakete“). Parallel bieten sich hierfür aber Händlerstammtische o.ä. Formate an. Auch hier erhoffe ich mir, dass sich die Händler*innen dann untereinander austauschen und sich gegenseitig befruchten, was dann meinen Akquiseaufwand weiter reduzieren würde…  

Klima-Taler eintauschen im CAP-Markt Meiningen
Ein wichtiger Partner in Meiningen ist die Lebenshilfe Südthüringen. Sie betreibt auch den CAP Markt und. das CAP Café in dem es gegen Klima-Taler tolle Vergünstigungen gibt.

Mehr Info zum Klima-Taler-Partner Lebenshilfe Südthüringen gibt es hier:

Ziel der Klima-Taler App ist es, die Bürger*innen für den Klimaschutz nachhaltig zu aktivieren. Haben Sie Rückmeldungen aus Meiningen, welche Features hier gut ankommen?

Im Prinzip ist das Thema Mobilität natürlich der Schwerpunkt. Manch einem Nutzer ist es gar nicht bewusst, dass er/sie sogar durch das Befolgen von Energiespartipps, dem bewussterem Leben oder durch grüne Mobilität weitere CO2-Anteile sparen bzw. Taler verdienen kann. Die Zähler- bzw. Verbrauchsdatenerfassung wird zusehends mehr genutzt, aufgrund des hohen Fernwärmeanteils in Meiningen ist dieser Bereich aber noch ausbaubar.

Meiningen hat bei der letzten Challenge die Silbermedaille geholt. Herzlichen Glückwunsch! Neben dem Städte-Team gibt es auch noch vier Schulteams und vier freie Teams, die um die Wette CO2 sparen. Wie haben Sie so viele Teams zum Mitmachen motiviert?

Das liest sich tatsächlich super und macht mich stolz. Und im Prinzip war es auch recht einfach die Teams zu begeistern. Ich selbst habe Kinder, also bin ich als Elternteil an den Schulen vertreten. Ich selbst spreche bei Unternehmen vor, die als Klima-Partner in Frage kommen und informiere, dass sie aber mindestens als freies Team antreten können, um selbst was für Ihre Mitarbeiter*innen zu tun und Anreize mit uns als Stadt zu setzen. Allein das ermöglicht schon eine derartige Vielfalt. Aber fernab von mir als Person, haben wir parallel natürlich auch überlegt, wie man dies ermöglichen und erweitern kann. Hier haben wir z.B. allen Vereinsvorsitzenden eine Einladungsmail geschrieben oder auch mit unserem Landratsamt die Schulleiter über den Klima-Taler informiert. Zum Teil bin ich dann wiederum bei anfragenden Schulen im Lehrerkollegium vorstellig geworden und habe über den Klima-Taler berichtet.

Auf Ihrer Sommer-Tour haben Sie im Rahmen der Kommunikation der Hitzeschutzmaßnahmen in Thüringen vor vielen Akteuren gesprochen und die Klima-Taler vorgestellt. Was haben Sie hier für Feedback mitgenommen und was könnte auch für andere Kommunen interessant sein?

Ja, tatsächlich habe ich mehrere Termine wahrnehmen dürfen, um über den Klima-Taler zu berichten. Sei es unser Umwelt-Ministerium, was sich in Meiningen die Ehre gab oder eben auch die Regionalkonferenz zum Thema Hitzeschutz. Generell haben während der Veranstaltungen die Teilnehmenden immer gestaunt, dass es überhaupt mit dem Klima-Taler eine derartige Möglichkeit gibt, Bürger und Bürgerinnen am Klimaschutz partizipieren zu lassen. Folglich haben sich sicher viele der Zuhörer*innen weitere Informationen über den Klima-Taler und die App eingeholt und befinden nun darüber einen ähnlichen Weg einzuschlagen. Ein für mich wünschenswertes Szenario, da ich selbst immer darüber berichte, wie schön es wäre, wenn ich von A nach B mit dem Zug fahre und am Zielort möglicherweise auch Klima-Taler einlösen könnte. Das entwickelt sogar touristischen Charme.

Gibt es konkrete Ziele, die Sie mit den Klima-Talern in Meiningen erreichen wollen?

Da gibt es einige. Natürlich wollen wir noch weitaus mehr Bürger*innen als Nutzer gewinnen. Aktuell liegen wir noch im einstelligen Prozentsatz bezogen auf unsere Einwohnerzahl und zweistellig darf es schon werden. Nebenbei würden wir uns dauerhafte, stetig wechselnde und attraktive Angebote freuen, die unsere Klima-Partner konstant in der App verfügbar machen. Und einmal Partner sollte dann bestenfalls auch immer Partner bedeuten. Das gelingt aber nur, wenn wiederum viele Nutzer*innen Ihre Taler einlösen. Das eine bedingt also das Andere. Und zu guter Letzt möchten wir als Kommune natürlich auch profitieren. Je mehr Nutzer*innen aktiv sind, desto belastbarer werden die Auswertungen zu genutzten Radwegen, zu Verkehrsaufkommen, Parksituationen oder Rush-Hour-Infos usw. Das versetzt uns in die Lage, langfristig unsere grüne und mobile Infrastruktur zu planen und Stadtentwicklung mit einem modernen Ansatz zu verfolgen.

Wie ist Ihr persönliches Fazit bisher?

Ganz kurz: „Ich liebe den Klima-Taler!“

Wenn Sie eine Sache nennen müssten, die Sie anderen Kommunen auf den Weg geben wollen, die Klima-Taler Kommune werden wollen. Was wäre das?

Jede Kommune, die sich fragt, wie sie ihrer Vorbildrolle oder Vorreiterfunktion in Sachen Klimaschutz gerecht werden kann, die sollte sich mit der Klima-Taler-App auseinandersetzen, denn hier wird die Beteiligung aller Bürger*innen und ortansässigen Unternehmen unter dem Dach des Klimaschutzes und der Administration der Kommune ermöglicht und für jede*n sichtbar.

Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen teilen und sich Zeit genommen haben für dieses Gespräch.

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